Die ORF/FORESIGHT/ISA Wahlbefragung beruht auf telefonischen und Online-Interviews unter 1.218 Wahlberechtigten, die zwischen 7. und 12. Oktober durchgeführt wurden (mehr zur Methodik).

• Präsentationsfolien zum Download (PDF)

Mehr Menschen sahen negative Entwicklung im Land

• 39 Prozent der Befragten nehmen eine negative Entwicklung Vorarlbergs seit 2019 wahr. Damit hat sich der Anteil jener Gruppe im Vergleich zur letzten Landtagswahl mehr als verdoppelt. Damals sahen vergleichsweise nur 16 Prozent eine negative Entwicklung.
• 24 Prozent sehen eine positive Entwicklung und 33 Prozent nehmen keine Veränderung wahr.
• Im Vergleich mit der ORF-Wahlbefragung zur Nationalratswahl 2024 wird die Entwicklung allerdings besser bewertet (auf Bundesebene nahmen 57 Prozent eine negative Entwicklung wahr).

Geteilte Meinung zur Arbeit der Landesregierung 

• Knapp die Hälfte der Befragten ist zufrieden mit der Arbeit der ÖVP-GRÜNEN Landesregierung (9 Prozent sind sehr zufrieden und weitere 40 Prozent sind ziemlich zufrieden).
• Etwas weniger als die Hälfte der Befragten sind unzufrieden (27 Prozent sind wenig zufrieden und 18 Prozent sind gar nicht zufrieden).

Wahlverhalten nach Bevölkerungsgruppen

Unterschiede nach Alter

Im Wahlverhalten nach Geschlecht zeigt die Wahlbefragung nur geringe Unterschiede. Die Altersstruktur unterscheidet sich hingegen deutlich: 

• Die ÖVP ist insbesondere stark in der Gruppe der älteren Wahlberechtigten (60 Jahre und älter; hier wurde die ÖVP von 57 Prozent gewählt).
• Die FPÖ ist insbesondere bei den Unter-60-Jährigen stark. Besonders gut schneidet sie mit 39 Prozent bei Männern bis 44 Jahren ab. 

Bei den anderen Parteien gibt es diesbezüglich nur geringe Unterschiede.

Wahlverhalten nach formaler Bildung 

Die Wahlbefragung zeigt deutliche Unterschiede im Wahlverhalten nach formaler Bildung:

• Die ÖVP erzielt ihr stärkstes Ergebnis mit 59 Prozent unter Personen mit Pflichtschulabschluss
• Die FPÖ ist unter Personen mit Lehrabschluss am stärksten.
• Grüne und NEOS schneiden unter Wähler:innen mit Matura am besten ab.
• Bei der SPÖ gibt es diesbezüglich nur geringe Unterschiede.

Wahlverhalten nach Erwerbsstatus

Hätten bei dieser Wahl nur Pensionist:innen gewählt, hätte die ÖVP mit 57 Prozent die absolute Mehrheit
Unter den Erwerbstätigen liegt die FPÖ mit 36 Prozent vor der ÖVP.

• Unter Erwerbstätigen ohne Matura ist die FPÖ mit 43 Prozent besonders stark.
• Unter Erwerbstätigen mit Matura schneiden die Grünen mit 24 Prozent überdurchschnittlich gut ab.

Wahlmotive

ÖVP: Zufriedenheit mit Landespolitik

Die Landespolitik stand bei rund sechs von zehn ÖVP-Wähler:innen im Zentrum der Wahlentscheidung, wobei die Mehrheit zufrieden auf die letzten fünf Jahre blickt. Wichtigste Wahlmotive sind dementsprechend der Spitzenkandidat, die bisherige Arbeit der Partei und das Stammwählermotiv.
Inhaltlich haben ÖVP-Wähler:innen über eine breite Themenpalette diskutiert, von Zuwanderung und Krieg über Teuerung, Gesundheit und Pflege, die Erhaltung der Demokratie, Sicherheitsthemen sowie Umwelt- und Klimaschutz. 

FPÖ: Unzufriedenheit mit Fokus auf Zuwanderung, Teuerung, Sicherheit

Acht von zehn FPÖ-Wähler:innen sind mit der Arbeit der Landesregierung unzufrieden. Rund zwei Drittel haben darüber hinaus auch die Bundespolitik in ihre Wahlentscheidung mit einbezogen. Als wichtigstes Wahlmotiv nennt rund ein Drittel die Inhalte der Partei, 12% die Interessensvertretung, 9% die Glaubwürdigkeit der FPÖ.
Inhaltlich haben FPÖ-Wähler:innen vor allem über Zuwanderung, die Teuerung sowie Sicherheitsthemen diskutiert. 

Grüne: Zufrieden mit Landesregierung, Umwelt/Klima wichtigstes Thema

Rund drei Viertel der Grün-Wähler:innen sind mit der Arbeit der Landesregierung zufrieden. Wichtigstes Wahlmotiv waren mit Abstand die Inhalte, wobei im Wahlkampf vor allem über Umwelt- und Klimaschutz gefolgt vom Erhalt unserer Demokratie diskutiert wurde. 

SPÖ: Teuerung, Soziales und Demokratie im Fokus

Rund sechs von zehn SPÖ-Wähler:innen haben bei ihrer Wahlentscheidung auch die Bundespolitik mit einbezogen. Inhalte, Interessensvertretung und das Stammwählermotiv waren am häufigsten wahlentscheidend. Im Wahlkampf diskutierten sie vor allem über die Teuerung, Gesundheit und Pflege, Pensionen sowie die Erhaltung der Demokratie.

(*) NEOS: Unzufrieden mit Entwicklung des Landes, breites Themenspektrum

Die Hälfte der NEOS-Wähler:innen sieht die Entwicklung der letzten Jahre negativ, rund sechs von zehn haben bei ihrer Wahlentscheidung auch die Bundespolitik mit einbezogen. Inhalte standen für rund die Hälfte bei der Wahlentscheidung im Vordergrund, wobei neben Teuerung und Bildung über eine breite Themenpalette diskutiert wurde. Ein Sechstel sagt, die NEOS seien für die Zukunft des Landes am besten. 
(*) geringe Stichprobengröße (n=96)

Koalitionswünsche

In der Wahlbefragung wurde auch danach gefragt, welche Parteien in der nächsten Regierung vertreten sein sollen. Unter allen Befragten liegt die ÖVP mit 72% Zustimmung weit vor allen anderen Parteien.

• Unter den ÖVP-Wähler:innen wünschen sich 35% eine Koalition mit den NEOS, 31% mit den Grünen, 30% mit der SPÖ und 26% mit der FPÖ.
• FPÖ-Wähler:innen haben eine klare Präferenz für eine Koalition mit der ÖVP.
• Unter den Grün-Wähler:innen wünschen sich neben der eigenen Partei 55% die ÖVP in der Regierung, jeweils rund drei von zehn die SPÖ und die NEOS.

Wählerströme

Die FORESIGHT-Wählerstromanalysen, durchgeführt im Auftrag des ORF, zeigt die Wählerwanderungen ausgehend von der Landtagswahl 2019 (Tabellen zum Download). Die größten Trends:

• Die ÖVP kann 72% ihrer Wähler:innen der Landtagswahl 2019 wieder gewinnen. 15.000 Personen, die bei der letzten Wahl noch ÖVP gewählt haben, sind diesmal zur FPÖ gewechselt, das ist jede fünfte Stimme von 2019. Der größte Zustrom kommt mit 9.000 Stimmen von Personen, die 2019 nicht gewählt haben / nicht wahlberechtigt waren.
• Die Grünen mobilisieren 58% ihrer Wähler:innen von 2019. Verluste gehen an NEOS (4.000 Stimmen), SPÖ und ÖVP (je 3.000).
• Die FPÖ mobilisiert 86% ihrer Wähler:innen von 2019. Den stärksten Zugewinn erhält sie mit 15.000 Stimmen von der ÖVP. Weitere 11.000 Stimmen kommen von Personen, die 2019 nicht gewählt haben / nicht wahlberechtigt waren.
• Die SPÖ mobilisiert 61% ihrer Wähler:innen von 2019. 3.000 Personen, die 2019 noch ihr Kreuz bei der SPÖ gemacht haben, sind zur ÖVP gewechselt, 2.000 zur FPÖ. Zugewinne erzielt die SPÖ mit 3.000 Stimmen vor allem von den Grünen.
• Die NEOS mobilisieren 48% ihrer Wähler:innen von 2019. Sie gewinnen im Saldo 3.000 Stimmen von den Grünen dazu und verlieren je 1.000 Stimmen an FPÖ und SPÖ. Mit der ÖVP bilanzieren sie ausgeglichen. 

Bildcredit: böhringer friedrich, Wiki Commons