Rund 80.000 ukrainische Staatsangehörige leben laut Statistik Austria in Österreich. Um die Gruppe der Vertriebenen unter ihnen besser zu verstehen, hat FORESIGHT im Auftrag der Caritas 1.023 Personen online befragt. Eine Mehrheit unter ihnen verfügt über hohe Bildung, aber geringe Deutschkenntnisse. Sechs von zehn möchten in Österreich bleiben. 

Die Befragung wurde online zwischen dem 15. und 29. Jänner 2024 durchgeführt. Aufgrund des Studiendesigns erhebt die Befragung keinen Anspruch auf Repräsenta-tivität für alle Vertriebenen aus der Ukraine in Österreich. 

Sieben von zehn mit Hochschulabschluss

Die Befragten weisen im Durchschnitt eine hohe formale Bildung auf; fast drei Viertel (72%) berichten, dass sie einen Hochschulabschluss haben, rund jede:r Zehnte (9%) verfügt über die Matura bzw. die Matrikulationsprüfung/STA. Somit haben rund acht von zehn Befragten einen formalen Bildungsabschluss, der mindestens der Hochschulreife entspricht.

Acht von zehn mit geringen Deutschkenntnissen

Die meisten Befragten (59%) stufen ihre Deutschkenntnisse als „wenig gut“ ein; sie verstehen einfache Fragen und können auch einfache Gespräche führen (entspricht dem Niveau A1/A2). Weitere 19% bezeichnen ihre Deutschkenntnisse als „gar nicht gut“ bzw. sagen, dass sie kein Deutsch verstehen. Somit haben fast acht von zehn Befragten nach eigener Einstufung nur geringe Deutschkenntnisse. 

• Ein Fünftel (20%) ist der Ansicht, dass es Deutsch „ziemlich gut“ beherrscht und alltägliche Unterhaltungen fließend möglich sind (Sprachniveau B1/B2). Nur 2% der Befragten beherrschen Deutsch auf Mutterspracheniveau (C1/C2). 

Bei der anschließenden Frage, ob aktuell gerade ein Deutschkurs besucht wird, sind die Befragten zweigeteilt: Rund die Hälfte besucht aktuell einen Deutschkurs, bei der anderen Hälfte ist das aktuell nicht der Fall. 
ie Gründe dafür, warum aktuell kein Deutschkurs besucht wird, variieren:

• So berichten Befragte, deren Deutschkenntnisse gar nicht gut sind, am häufigsten, dass sie keine Zeit für einen Deutschkurs haben, weil sie Kinder betreuen müssen (28%). 
• Jeweils ein weiteres Fünftel gibt an, dass kein für sie geeignetes Angebot an Deutschkursen vorhanden ist bzw. dass sie wegen Berufstätigkeit keine Zeit für einen Deutschkurs haben. 

Ein Drittel in Österreich erwerbstätig 

Rund ein Drittel der Befragten (32%) ist in Österreich erwerbstätig, 68% sind es nicht. 

• Die Hälfte der erwerbstätigen Vertriebenen ist in einer angelernten Tätigkeit oder als Hilfsarbeiter:in beschäftigt, 17% als Fach- oder Vorarbeiter:in. 
• In Angestelltenverhältnissen ist rund ein Fünftel der erwerbstätigen Befragten beschäftigt: 16% als einfache Angestellte, 5% als leitende Angestellte. 
• Der Rest berichtet, dass sie Selbstständige sind (4%) oder geben keine Aus-kunft über ihre berufliche Stellung (8%).

Nicht-erwerbstätige Befragte wurden nach dem Hauptgrund gefragt, warum sie aktuell keiner Beschäftigung nachgehen (können). Dabei wurden schlechte Deutschkenntnisse (23%) vor den Verpflichtungen aufgrund von Kinderbetreuung (21%) als wichtigste Gründe genannt. Darauf folgt als drittwichtigster Grund, dass kein geeigneter Arbeitsplatz für die Befragten verfügbar ist (12%). 

Sechs von zehn wollen in Österreich bleiben 

Zwei Jahre nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine sagen sechs von zehn Befragten, dass sie auch nach Kriegsende in Österreich bleiben möchten. Etwas mehr als ein Viertel ist sich nicht sicher (27%), ob sie hierbleiben oder zurückkehren möchten. Nur 13% der Befragten sagen, dass sie sobald es möglich ist, wieder in die Ukraine zurückkehren möchten. 

• Zum Download: Kurzbericht (PDF)